Elternratgeber – Smartphone verbieten ist nicht die Lösung
Verbieten ist nicht die Lösung
97 Prozent der Jugendlichen ab 12 Jahren besitzen ein Smartphone und nutzen es täglich. Für viele Eltern ein Grund zur Sorge. Einige einfache Regeln können aber für einen verträglichen Umgang sorgen. Ein Verbot von Smartphones bei Kinder und Jugendlichen ist aus Sicht des Vereins Kinderschutz.li nicht zielführend. Regeln für einen verträglichen Umgang hingegen schon.
Gemäss einer aktuellen Studie besitzen 97 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ein Smartphone und nutzen dieses täglich. Jugendliche und Kinder zeigen heute nicht nur eine grosse Kompetenz, wenn es um die Nutzung von Handies geht, sie verbringen auch sehr viel Zeit damit. Eltern stehen vor der Herausforderung, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu verantwortungsbewussten und kompetenten Mediennutzern zu begleiten. Ein schmaler Grat zwischen Zulassen und Kontrolle. Es geht nicht darum zu verbieten oder dauernd über die Nutzungsdauer zu streiten, sondern darum, uns Gedanken zu machen, wie die Smartphones noch smarter, sprich gezielter und für die gewünschten Zwecke eingesetzt werden.
«Bei Jugendlichen helfen Regeln. Bei jüngeren Kindern ist wichtig zu verstehen, dass Kinder das Surfen oder Gamen nicht allein lernen sollen. Sie brauchen – so wie im Strassenverkehr – eine Begleitung, feste Regeln und immer wieder Training – gerade auch was Sicherheit im Netz angeht», schreibt der Verein Kinderschutz.li. Im Rahmen des Programms «Kinder stark machen» bietet der Verein deshalb auch bereits in den Primarschulen gezielt Workshops und Informationsabende für Eltern, Schulen und Kinder zum Thema «Medienkompetenz» an.
Die sich rasch entwickelnden Medien sind ein wichtiger Teil der sozialen Welt der Kinder und Jugendlichen geworden. Neben dem Handybesitz zeigen neueste Untersuchungen, dass sich seit 2010 vor allem die Nutzung des Internets am stärksten verändert hat: Surften vor vier Jahren erst 16 Prozent der befragten Jugendlichen täglich mit dem Handy im Netz, so sind es derzeit 87 Prozent. Alle diese Aktivitäten können vom eigenen Smartphone aus getätigt werden. Es ist das Instrument für Kommunikation und Informationsbeschaffung. Eine bewusste Nutzung des Handys kann nicht Verzicht bedeuten. Jugendliche und auch schon Kinder nutzen soziale Netzwerke und Chats, um sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Diese sozialen Interaktionen sollen und dürfen stattfinden. Doch welche Massnahmen können helfen, einen gesunden, bewussten und auch sicheren Einsatz des Handys herbeizuführen?
Eine Möglichkeit: Ein Handynutzungsvertrag
Empfehlenswert ist die Broschüre des Liechtensteiner Amtes für Soziale Dienste: «Mit Jugendlichen über Soziale Medien reden».
Darin wird wie von vielen weiteren Fachexperten empfohlen, gemeinsam mit den Kindern oder Jugendlichen einen Handynutzungsvertrag zu erstellen und zu unterschreiben.Beispiele gibt es unter https://www.mediennutzungsvertrag.de/.
Ein weiteres, etwas «lockereres» Beispiel eines Handynutzungsvertrags zwischen Eltern und Kind kommt von einer renommierten Bloggerin Janell Burley Hofmann aus USA (in Englisch) http://www.janellburleyhofmann.com/wp-content/uploads/2014/05/GregsContract.pdf.
Die deutsche Übersetzung gibt es unter:: https://www.rtl.de/cms/smartphone-fuer-kinder-und-jugendliche-18-goldene-regeln-fuer-den-umgang-1373530.html
Empfehlenswert ist auch der Leitfaden «Medienkompetenz» des Schweizer Nationalen Programms für Jugend und Medien.
Die Broschüren zeigen auf, von welcher zentralen Bedeutung es ist, in der Familie Regeln zu definieren und Grenzen zu setzen. |
Neben dem bewussten Umgang mit dem Handy gibt es technische, regulative und erzieherische Ansätze, um nicht nur zeitliche Übernutzung zu vermeiden, sondern vor allem auch um vor den Gefahren der Medienwelt zu schützen. Hier setzt der Verein Kinderschutz.li mit seinen Präventionsangeboten für Kinder, Schulen und Eltern an. Denn die Fachwelt ist sich einig, dass das Stärken der Medienkompetenz die wichtigste präventive Massnahme darstellt. Kinder und Jugendliche, die digitale Medien souverän, sicher, altersgerecht und angemessen nutzen, machen nicht nur weniger negative Erfahrungen, sie nehmen aktiv am sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben teil und sind letztlich gut für die Berufswelt vorbereitet. Medienkompetenz ist ein Muss.
Die nachfolgenden Tipps bieten weitere Ansatzpunkte:
- Smartphone lautlos stellen
- Pushnachrichten ausschalten
- Smartphone-Nutzungszeiten definieren (z.B. morgens 15 Minuten, nach der Schule 30 Minuten, andere Zeiten am Wochenende oder in den Ferien etc.)
- Smartphonefreie Zeiten und Räume bestimmen (z.B. Esstisch und Bett)
- Smartphone nachts ausschalten und nicht im Kinderzimmer aufladen, sondern einen „Technikort“ im Haus definieren, wo alle Smartphones ab einer bestimmten Uhrzeit abgelegt werden
- Eine Armbanduhr nutzen, um die Anzahl Blicke auf das Display zu reduzieren, die jedes Mal eine potentielle Ablenkung darstellen
- Keine Nutzung als «second screen» also parallel zu einem anderen laufenden Medium